Interviews zum Onboarding von Pflegekräften
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In diesem Video erfahren Sie von Experten, wie Simulationen dazu beitragen können, neue examinierte Pflegekräfte auf einen effektiven Übergang in die Praxis vorzubereiten. Sie können auch das untenstehende Transkript lesen.
Jared M. Kutzin, DNP, MS, MPH, RN, FSSH
Associate Professor, Emergency Medicine & Medical Education
Icahn School of Medicine bei Mount Sinai
Senior Director of Simulation, Emergency Medicine
Mount Sinai Hospital
Jared: „Der Übergang von der Schule in die klinische Praxis ist für Pflegekräfte eine der turbulentesten Zeiten in ihrer Karriere. Das erste Jahr, welches neue Pflegekräfte in der Praxis verbringen, ist entscheidend. Wenn sie diesen Übergang nicht erfolgreich meistern, werden sie den Beruf verlassen – und das können wir uns nicht leisten. Aber warum sind sie in diesem ersten Jahr nicht erfolgreich? Ein großer Teil davon sind die zwischenmenschlichen Beziehungen mit anderen Mitarbeitern, insbesondere mit anderen Pflegekräften. Der wichtigste Punkt ist jedoch das Wohlbefinden und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Viele Pflegekräfte verlassen die Krankenpflegeschule mit der grundlegenden Ausbildung, um die NCLEX-Prüfung zu bestehen, was sehr wichtig ist. Aber wenn Sie einen hochspezialisierten Bereich betreten – die Notaufnahme, die Geburtshilfe, den Operationssaal, die Pädiatrie, die ambulante onkologische Versorgung – dann müssen diese Pflegekräfte intensiv geschult werden.
Ich habe einen Hintergrund in der Notfallversorgung. Ich arbeite viel mit unseren Pflegekräften in der Notaufnahme und arbeite sie ein. Und dabei bekomme ich mit, dass die Ausbildung in der Schule, die sie erhalten, gut ist – aber nicht ausreichend. Sie kommen zur Arbeit und und sind beunruhigt über die Gegebenheiten, die sie vorfinden könnten– und das Fehlen dieser grundlegenden Kompetenz macht ihnen wirklich Angst. Wir sehen, dass es Programme wie das AACN-Programm für Pflegekräfte gibt, das versucht, Pflegekräfte in die Organisation einzugliedern und ihnen die Mittel an die Hand zu geben, sich an Projekten zur Prozessverbesserung zu beteiligen und schwierige Situationen zu meistern, mit denen sie konfrontiert werden können. Aber die Simulationen machen all diese Inhalte erst lebendig. Deshalb müssen wir mehr Simulationen mit neuen Pflegekräften durchführen, die nicht nur klinische Simulationen umfassen – davon brauchen sie auch viel mehr –, sondern auch die wirklich schwierigen Interaktionen mit Patienten, also Management und Simulation der Patientenzufriedenheit. Was wir in einer Simulation mit neuen Pflegekräften behandeln und wie tief wir eintauchen, kennt keine Grenzen. Wir benötigen lediglich die Ressourcen, um sie durchführen zu können. Und wir benötigen eine Politik, die das unterstützt. Und auch unsere Organisationen müssen uns dabei unterstützen.
Ich denke, hier trifft die Definition von Wahnsinn wirklich zu, oder? Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder dasselbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Was machen wir heute beim Onboarding von Pflegekräften anders als in der Vergangenheit? Nicht viel. Wir benötigen einen Paradigmenwechsel. Wir benötigen mehr high-quality Simulationen, die von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden. In akkreditierten Einrichtungen, um wirklich eine Veränderung zu bewirken und unsere Pflegekräfte so einzuarbeiten, dass sie langfristig im Beruf bleiben.“
Sarah L. Beebe, PhD, APRN, CNM, WHNPr, CHSE
Graduate Medical Education Simulation Lab Program Manager
PCOM Simulation Center bei Bayhealth
Bayhealth Medical Center
Sarah: „In unserem Krankenhaus verwenden wir Simulationen in unserem akkreditierten Programm für Pflegekräfte und für alle neuen Mitarbeiter in der Pflege ... Sie lernen viel im Klassenzimmer, aber wir nutzen Simulationen, um die Kommunikationsfähigkeiten zu üben, die sie benötigen. Als neue Pflegekraft ist es oft schwierig, die eigene Meinung zu äußern oder mit Ärzten oder Pflegekräften mit mehr Berufserfahrung zu diskutieren. Und so können sie mithilfe der Simulation diese Fähigkeiten in einer sicheren Umgebung mit Feedback und Nachbesprechung üben. Wir verwenden auch Simulationen, um die hochkomplexen, seltenen Fertigkeiten zu üben, die eine neue Pflegekraft möglicherweise erst in ein paar Jahren benötigt, die sie aber dennoch beherrschen muss. Daher ist es hilfreich, Simulationen auch für Dinge wie praktische Notfallübungen oder Patienten mit sich verschlechterndem Zustand oder Ähnliches zu nutzen.
Das ist entscheidend für die neue Generation von Pflegekräften, ganz zu schweigen von Pflegekräften, die frisch aus der Schule kommen. Wir haben durch die Corona-Pandemie in der akademischen Krankenpflege immer noch mit einigen der Einschränkungen zu kämpfen. Deshalb haben einige von ihnen unterschiedliche praktische Fähigkeiten, die sie aus der Krankenpflegeschule mitbringen. Sie verfügen möglicherweise über alle didaktischen Fähigkeiten, hatten jedoch möglicherweise nicht so viele umfassende klinische Trainingsmöglichkeiten. Oder sie leben in einem Gebiet, in dem es schwierig ist, gute, robuste klinische Übungsmöglichkeiten zu finden. Wenn sie also in das Krankenhaus kommen, in dem sie arbeiten, müssen wir sicherstellen, dass alle neuen Pflegekräfte das gleiche Niveau haben. Mit Hilfe von Simulationen können wir die Lücken schließen und ihnen beim Übergang von der akademischen zur klinischen Krankenpflege helfen.“
Roxane Gardner, MD, MSHPEd, DSc
Executive Director, Center for Medical Simulation
Assistant Professor-Obstetrics, Gynecology an der Harvard Medical School
Department of OB/GYN am Brigham and Women’s Hospital
Division of Adolescent Gynecology am Boston Children’s Hospital
Department of Anesthesia, Critical Care and Pain Medicine am Massachusetts General Hospital
Roxane: „Es gibt viel mehr Fluktuation. Und mit der Fluktuation gibt es neue Pflegekräfte, die durch das Ausbildungssystem geschleust werden – und die möglicherweise noch gar nicht bereit sind, auf eine Station zu gehen und sich um die Patienten zu kümmern. Wenn sie dann mit Dingen konfrontiert werden, mit denen sie sich nicht wirklich wohlfühlen, und ihre Vorgesetzten, die erfahreneren Kolleginnen und Kollegen aus der Krankenpflege, gestresst sind, weil sie selbst viel Arbeit haben, dann ist es nicht verwunderlich, dass sie häufig kündigen, oder? Sie erleiden ein Burnout, sie sind frustriert, sie fühlen sich nicht wertgeschätzt usw.
Ich denke, das Onboarding ist wirklich wichtig und die Simulation hat dabei eine tragende Rolle. So lassen sich mit Simulation einige Szenarien standardisieren, je nachdem, wie hoch das Gefahrenpotenzial auf der Station ist. Neue Pflegekräfte können sich so besser mit der Situation vertraut machen – und zwar nicht nur in medizinischer Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf das System und dessen Funktionsweise. Wo ist ihr Gerät zur Medikamentengabe? An wen wenden Sie sich, wenn sie Hilfe brauchen? Wir helfen ihnen einfach, sich mit ihrer Umgebung und den verfügbaren Ressourcen vertraut zu machen. Mit Simulationen können Sie dies auf standardisierte Weise tun und die Teilnehmer den Prozess durchlaufen lassen. Anschließend können Sie ihnen Feedback zu ihrem Fortschritt, ihrer Verbesserung und ihrem Erfolg geben und ihnen die Möglichkeit bieten, es erneut zu versuchen, wenn sie in einem Aspekt der Versorgung immer noch Schwierigkeiten haben.“
Connie M. Lopez, MSN, CNS, CPHRM, CHSEA, FSSH
Quality and Safety Improvement Consultant, Maternal Child Health Patient Safety
Patient Safety (KFH/HP), Northern California Region
Kaiser Permanente
Connie: „Simulationen können für neue Pflegekräften eine große Hilfe sein. Eine meine Erfahrungen als Leiterin einer Entbindungsstation war, neue Pflegekräfte mit einer erfahrenen Pflegekraft zusammenarbeiten zu lassen. Dafür hatte ich eine Checkliste mit allen Erfahrungen, die sie in ihrer 12-wöchigen Orientierungsphase machen sollten. Und wenn sie nicht die Gelegenheit hatten, die tatsächliche Erfahrung zu machen, wie z. B. eine Blutung, eine Schulterdystokie, einen Notfall-Kaiserschnitt oder einen diabetischen Patienten, habe ich dafür Simulation angesetzt.
Die Teams – die erfahrene Pflegekraft und die neue Pflegekraft – trafen sich wöchentlich mit mir, wir besprachen ihre Erfahrungen und dann markierte ich die Bereiche, in denen wir eine Simulation utzen mussten. Simulationen sind also eine großartige Gelegenheit, eine Situation zu schaffen, die nicht immer auf Abruf verfügbar ist. So können wir sie in einer simulierten Umgebung ermöglichen und ihnen diese Erfahrung bieten.“